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10 Songs fürs Leben

Kann man 10 Songs fürs Leben aussuchen? Nicht wirklich. Tausend Songs kämen der Sache sehr viel näher, schon klar. Aber das wäre dann Stoff für ganze Romane, von Schriftsteller Nick Hornby etwa, der schon öfter über Musik geschrieben hat und bekanntlich ein Fan von allerlei Musik-Listen ist. Oder vielleicht von Mode-Macher Karl Lagerfeld, einem grossen Musik-Liebhaber mit mehr Play-Lists, als die meisten von uns jemals (zusammen!) haben werden. Oder von Schriftsteller Neil Gaiman – er könnte erst noch aus den Erfahrungen von & mit seiner Musiker-Ehefrau schöpfen (die auch in meiner kleinen Auflistung vertreten ist).

Ich selber schreibe zurzeit an einem ganz anderen Buch, also bleibt es hier vorerst bei 10 Songs – wohl wissend, dass das nur eine winzige, sehr subjektive Auswahl sein kann. Und schon gar keine Rangliste. Ausserdem beschränke ich mich hier ganz bewusst auf englischsprachige Songs – ansonsten öffnen sich noch ganz andere Universen …

In Nick Hornbys Buch & Film „High Fidelity“ sagt die Haupt-Figur Rob: „Platten-Sammeln (damals gab es noch hauptsächlich Platten) ist nicht wie Briefmarken oder Bierdeckel oder alte Fingerhüte sammeln. Da steckt eine Welt drin, eine schönere, schmutzigere, gewalttätigere, friedlichere, farbenfrohere, schlüpfrigere, gemeinere und liebevollere Welt als die, in der ich lebe.“ Oft halt Soundtracks für Menschen mit abenteuerlichem Herzen und langweiligem Leben …

Hier also meine kleine Song-Auswahl:

1. FOREVER YOUNG
2. PIANO MAN
3. IN MY MIND
4. TIRED OF BEING SORRY
5. HELLO (TURN YOUR RADIO ON)
6. THE WINDMILLS OF YOUR MIND
7. VIVA LA VIDA
8. SOME BETTER DAY
9. I HOPE YOU DANCE
10. SO MUCH MAGNIFICENCE

Dazu gleich mehr.

Jeder, der einen Stift, ein Instrument, ein Mikrofon bzw. die modernen Kommunikations-Wege benutzt, trägt eine gewisse Verantwortung – denn er gestaltet unsere Kultur mit. Daher liegen mir natürlich auch die Texte am Herzen. Nicht dass Songs grundsätzlich super-intellektuell, politisch hoch-korrekt, vollgepackt mit wichtigen & nachhaltigen Botschaften oder gar mit erhobenem Zeigefinger daherkommen müssen – denn gut gemeint ist bekanntlich oft das Gegenteil von gut gemacht. Nur sollte man nicht gleich an Voltaire denken müssen, der schon vor langer Zeit nicht ganz grundlos beklagte: „Alles, was zu dumm ist, ausgesprochen zu werden, wird gesungen.“


1. FOREVER YOUNG

Forever Young – der Soundtrack meiner Teenager-Zeit, für immer eingebrannt im Kopf und im Herzen! Forever young, das haben wir schon damals gegrölt, das wollten wir schon damals sein … Und es ist bis heute das Mantra, der Herzschlag dieser Welt geblieben – nur dass dieser Herzschlag heute noch eindringlicher und sehr viel kommerzieller pocht. Und wie schon damals am Ende des Videos wollen die Menschen hinaustreten ans Licht, in jeder erdenklichen Hinsicht – und sie wollen dabei nicht allzu abgehalftert aussehen. Dabei tönt „Forever Young“ immer noch so frisch, als wären die Musiker gerade aus dem Studio gekommen, vor 30 Minuten – nicht vor 30 Jahren …  

Im Film „Rebecca" von Alfred Hitchcock sagt der verwitwete Maxim de Winter zu seiner jungen zweiten Frau: „Du musst mir versprechen, niemals Perlen-Ketten zu tragen – und niemals 40 Jahre alt zu werden." Ja, haben wir als Teenager geschrien, wir versprechen es! Den Perlen-Ketten haben wir locker widerstanden – aber das mit dem Alter ist eine schwierigere Sache ... Und ja, es ist uns nicht wirklich gelungen … Ich war unlängst an einem Klassentreffen – nach rund 30 Jahren! Ein Kollege ist extra aus England angereist, eine Kollegin übermittelte Grüsse aus Neuseeland. Es fühlte sich an wie eine Art Zeit-Reise nach all den Jahren – andere Menschen & Gesichter, aber doch irgendwie vertraut. Es war ein richtig schönes Klassen-Treffen, ganz ohne Abstriche (und ich habe wenig Talent zum Schön-Reden …). Nicht wie in so vielen Filmen, wo die Situation früher oder später unangenehm ausartet und irgendwelche alten, nie ganz verheilten Wunden aufbrechen – d.h. aus dramaturgischen Gründen aufbrechen müssen. Wenngleich es doch eine kleine Einschränkung gegeben hat: Fünf (!) ehemalige Mitschüler/innen aus den 80er Jahren konnten auch im Zeitalter von Internet, Facebook & Co. nicht mehr ausfindig gemacht werden. Trotz ganz ordentlicher Anstrengungen. Sie haben sich sozusagen spurlos aus dem Staub gemacht, wohin auch immer. Sind aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit verschwunden in einem Moment, wo niemand hingeschaut hat. Nichts Genaues weiss man nicht …

Wenn im Hintergrund noch „Forever Young“ gelaufen wäre, hätte man wahrscheinlich für nichts mehr garantieren können …

Forever Young – Alphaville
www.youtube.com/watch?v=t1TcDHrkQYg


2. PIANO MAN

Hat Billy Joel in den letzten 30 Jahren irgendwelche neuen Lieder geschrieben? Es kommt einem zumindest nicht so vor – aber noch immer rennen die Leute rund um die Welt an seine Konzerte, um vor allem diesen einen Song mitzuschmettern: „Piano Man“. Und das hat Gründe. Selten fallen bei einem Lied die perfekte Musik und der perfekte Text zusammen. Ich würde gerne so manches Lied auf diesem Planeten umschreiben – da gäbe es endlosen Bedarf. Lied-Texte wie etwa „Hip Teens don't wear Blue Jeans, 'cause we're Cool Cats …“ sind nicht mal über fünf ironische Ecken und mit fünf Gin Tonic intus geniessbar. Zumindest für mich nicht – obschon ich keine grosse Jeans-Trägerin bin. Beim Anhören solcher Zeilen bin ich innerlich bereits automatisch am Um-Texten …

Das passiert einem bei diesem über 40-jährigen Lied nicht, weil einfach jedes Wort und jede Note sitzt – und darum singen viele Fans auch heute noch begeistert mit, wenn der „Piano Man“ irgendwo aufschlägt: „It's a pretty good crowd for a Saturday / And the manager gives me a smile / 'Cause he knows that it's me / They've been comin' to see / To forget about life for a while“. To forget about life for a while … wie wahr …

Als Kind hatte ich eine Klavier-Lehrerin der ganz alten Schule, Frau Frankenberger. Sie hatte eine Abneigung gegen „schöne“ Stücke bzw. gegen das, was ich damals als schön empfand. Sie bevorzugte schwierige, wenig melodiöse Etüden mit vielen schwarzen Tasten – und die wenigen Momente, wo ein bisschen Spass aufkam in all den Jahren, lassen sich an einer Hand abzählen. Wenn ich am Klavier vor Konzentration vergass, den Mund zu schliessen, schlug sie von unten aufs Kinn. Nicht fest, aber doch so, dass die Zähne klapperten … Einmal habe ich gefragt, ob ich den „Piano Man“ einüben dürfte – aber das passte nicht in ihren „Aufbau“. Vielen anderen Schüler/innen hat sie wohl sehr gründlich die Freude am Klavier-Spielen ausgetrieben. Aber ich habe damals angefangen, nach Gehör zu spielen – und zwar ausschliesslich das, was mir gefällt. Ich wollte nicht mehr nur das Beste aus dem machen, was mir gnädigerweise jemand zuwarf. Und das habe ich dann so beibehalten …

Piano Man – Billy Joel
https://www.youtube.com/watch?v=gxEPV4kolz0


3. IN MY MIND

Ein charmantes kleines Lied über unsere vielen kleinen Schwächen & Unzulänglichkeiten … Über all das, was wir ständig ausmerzen & optimieren wollen an uns selber: Der Hintern zu fett, der Busen zu klein, die Lippen zu dünn, die Falten zu faltig und der Bauch eine dicke Problem-Zone. Wir haben uns selber nicht im Griff, die Zeit auch nicht, die moderne Kommunikations-Flut und die unzähligen technischen Geräte & Gadgets noch weniger und die nervigen Mitmenschen sowieso nicht. Nicht einmal Frühstücks-Ei & Latte-Schaum wollen gelingen. Von unseren Beziehungen ganz zu schweigen. Wir denken zu negativ, sind nicht präsent, verlieren die Schlüssel, schauen zu viel fern, schlafen zu wenig, hauen unnötigen Junk rein, trinken Kaffee wie Wasser, haben keine Lust auf Zahn-Seide, Pilates & Beckenboden-Training und überdies schon wieder nicht unsere alten, einsamen Bekannten & Verwandten besucht. Der Gedanke an die nächste Weiterbildung macht uns krank, und die ganze moderne Selbstvermarktungs-Maschinerie sowieso. Und so weiter und so fort …

Das halbe Leben ist zur Bühne geworden, zur Ausstellungs-Plattform, zum Präsentier-Teller. Die Pflege des eigenen Images, die Arbeit an der „Marke Ich“ wird immer mehr als intelligentes, ja fast überlebenswichtiges Verhalten betrachtet. „Personal Branding“ heisst das auf Neu-Deutsch, Marken-Bildung beim Menschen. „Brand you!“ schallt es uns permanent entgegen, sage & zeige, wer du bist. Mach deutlich, was dich als Person bzw. Brand/Marke von den anderen abhebt. Das Leben wird oft weniger gelebt als vielmehr „dargestellt“ – wie ein Schauspieler eine Rolle verkörpert. Viele Menschen sind Schauspieler im eigenen Leben geworden. Und haben weitgehend verdrängt, dass unser Selbstbild letztlich nur eine – oft quälende – Illusion ist. Aber das Leiden an den vielen Masken & Vergleichen, an unseren Schwächen & Unzulänglichkeiten und den endlosen „Korrektur-Versuchen“ – das ist echt …

Natürlich darf man etwas verändern wollen, ein verständlicher Wunsch. Aber erst einmal sollte man sich so annehmen, wie man ist. Akzeptieren oder noch besser mögen. Das ist nun mal die Voraussetzung für alles weitere. Daher verschreibe ich als Sofort-Massnahme bei einem akuten „Frust- & Optimierungs-Anfall“ 1 x „In my Mind“! Das hilft – zumindest ein bisschen …

In My Mind – Amanda Palmer
https://www.youtube.com/watch?v=Q9WZtxRWieM


4. TIRED OF BEING SORRY

Und wenn wir gerade bei den kleinen Schwächen sind: Ist es der Latino-Charme von Enrique Iglesias (geerbt von Vater Julio), der mich diesen Song wählen liess? Wer weiss … Aber es ist wohl doch eher der fetzige Rhythmus, der sich auch sehr gut zum Mit-Grölen auf nächtlichen Autofahrten eignet. Endlos-Schleife rein – und schon flutschen die nächsten Kilometer wie im Fluge! Jeder braucht wohl ein paar „Auto-Songs“, mit denen sich längere Strecken fast wie im Schlaf abspulen lassen. Aber bitte nur fast – daher kräftig mitsingen, um allfälligem Sekunden-Schlaf entgegen zu wirken! Und das geht bei diesem relativ einfachen Lied besonders gut. Aber Vorsicht: Das Gas-Pedal ist nicht die Verlängerung der Stimmbänder!

Der verstorbene Schauspieler Peter Ustinov – der gerne im Auto laut vor sich hinschmetterte – lebte lange Zeit am Genfer See. Einmal wurde er auf der Schweizer Autobahn mit einer Geschwindigkeit von knapp 200 km/h – bei erlaubten 120 – geblitzt: „Das war teuer", so Ustinov. „Die Polizei hat mir aber eine Fotografie zugeschickt – ich am Steuer mit einem blödsinnigen Ausdruck von reiner Zufriedenheit ..." Der ebenfalls verstorbene Zürcher Psycho-Analytiker Paul Parin erzählte über seine zur Ungeduld neigende Frau Goldy: „Wenn wir mit dem Auto vor einer roten Ampel standen, sagte sie schon nach drei, vier Sekunden: ‚Du, ich glaub' die Ampel ist kaputt – fahr einfach los!‘" Das erinnert an die amerikanische Architektur-Legende Frank Lloyd Wright, ein Mensch, der im Leben nie zurückblickte und auch keine Verwendung für Rückspiegel am Auto hatte. Aber manchmal ist es ja ganz angenehm, wenn man die Welt im Rückspiegel kleiner werden sieht ...

Noch einen Schritt weiter geht die schottische Sängerin Amy Macdonald, die das Auto auch gleich zum Komponieren nutzt. Sie kurvt gerne in schicken Sportwagen durch die schottischen Highlands und komponiert dabei ihre Songs. Und das Resultat kann sich durchaus hören lassen – nicht wahr, Mister Rock & Roll ...

Tired Of Being Sorry – Enrique Iglesias
https://www.youtube.com/watch?v=X86S5oZzzh4


5. HELLO (TURN YOUR RADIO ON)

„We're bingo numbers and our names are obsolete / Why do I feel bitter when I should be feeling sweet? (…) / Does anybody really listen when I speak? / Or will I have to say it all again next week? / Hello, hello, turn your radio on / Is there anybody out there? / Help me sing my song / La, la, la, life is a strange thing / Just when you think / you learned how to use it / it's gone“ – Das Leben ist eine komische Sache: Wenn man endlich begriffen hat, wie umzugehen damit, ist es auch schon vorbei. Nicht die schlechteste Zusammenfassung unseres kurzen irdischen Daseins …

Die hier beschriebene Desorientierung & Gefühls-Verwirrung in einer zunehmend verrückten Welt kennen wir alle. Man sieht oder hört etwas – und weiss nicht so recht, was das soll. Man sagt etwas – aber in der allgemeinen Kakofonie geht das meiste unter. Und selbst im allernächsten Umfeld findet man oft kaum Gehör. Man möchte schreien, aber der Schrei bleibt im Halse stecken … Man sucht nach Klarheit, nach Sinn & Orientierung, will Ballast abwerfen, vorwärts schauen und eine neue Richtung einschlagen – aber es will nicht so recht gelingen …

Alles halb so wild, eine ganz normale Geschichte. Der Nebel wird sich wieder langsam lichten, nicht nur in den Köpfen dieser beiden Damen und nicht nur in den Strassen Londons – und in der Zwischenzeit schon mal zwei kleine „Taschenspieler-Tricks“ in Form zweier amerikanischer Redensarten: „Give up the hope that the past could have been any different.“ Denk nicht mehr darüber nach, dass die Vergangenheit anders hätte aussehen können. Sie war, wie sie war. Und: „Give up the need to know what happens tomorrow.“ Und lass das Morgen vertrauensvoll auf dich zukommen. Es kommt ohnehin, wie es kommt. Und eine kleine Ergänzung: „Good things fall apart, so better things can fall together.“ Gutes fällt manchmal auseinander, damit Besseres „zusammenfallen“ kann.

Hello (Turn Your Radio On) – Shakespears Sister
https://www.youtube.com/watch?v=tJcqDdjl5MM


6. THE WINDMILLS OF YOUR MIND

„The Windmills of your Mind“ ist einer der am meisten gecoverten Songs überhaupt – es gibt unzählige Cover-Versionen aus verschiedenen Epochen. Ich kenne weit über 100 davon, und diese hier gehört zu den besten für mich. Viele Versuche sind schon vom Tempo her – zumindest für mein Empfinden – zu langsam oder zu schnell. Und für andere Sänger/innen wiederum ist dieser Song einfach ein bisschen zu anspruchsvoll; er ist klar der Schwierigste in dieser kleinen Auflistung. Aber sein beschwingt-melancholischer Zauber wirkt auch noch nach Jahrzehnten und endlosen Cover-Versuchen.

„The Windmills of our Mind“ drehen sich in der Tat unaufhörlich – rund 60‘000 Gedanken pro Tag halten unsere Gedanken-Mühlen ganz schön auf Trab … Damals schon, und heute noch mit zusätzlichen digitalen Lautsprechern. FassadenBook, TwitterLitter, XingSalabim und wie sie alle heissen. Der moderne Stammtisch ist digital: „Ich dachte nicht, dass du das gleich ausposaunst.“ „Siehst du, du unterschätzt mich eben immer …“ Ja, wir haben das Recht, allen möglichen Stuss für uns zu behalten – aber wir haben nicht immer die Fähigkeit dazu. Doch wir können glücklicherweise dazu lernen. Und auch wenn wir es schon fast vergessen haben: Wir müssen nicht zwingend mehr auf unsere Bildschirme schauen als auf unsere Umwelt …

Natürlich kommt dieses Video ein bisschen angestaubt daher – aber es ist nicht nötig, dass man sich bei (Musik-)Videos ständig zu übertreffen versucht in Sachen Aufwand, Technik, Ausgefallenheit oder Skandal-Potential. Natürlich kann man hüllenlos auf einer Abrissbirne reiten, und natürlich kann man sich immer noch verrücktere & ausgefallenere Aktionen einfallen lassen. Aber man kann auch ein paar Gänge zurückschalten und ganz einfach durch Musik & Präsenz berühren. Und auch viele Jahrzehnte später noch bezaubern …

The Windmills Of Your Mind – Colleen Hewett
https://www.youtube.com/watch?v=YpWiEkHvpf0


7. VIVA LA VIDA

Ja, der Song ist teilweise abgekupfert – und ja, man hat sich diesbezüglich diskret hinter den Kulissen geeinigt. Aber das Lied ist grossartig und war nicht umsonst das weltweit erfolgreichste seines Jahrgangs. Und klar: Ich hätte es auch gerne geschrieben! Aber ich bin es nicht gewesen, der man das viele „Schmerzens- & Schweige-Geld“ rübergeschoben hat …

Allerdings erinnere ich mich sehr gut an ein schönes Erlebnis mit diesem Lied: Ich hatte während längerer Zeit einen defekten CD-Player im Auto. Der hat oft tage- oder gar wochenlang ausgesetzt – und dann ganz plötzlich wieder eingesetzt. Ganz nach Lust & Laune. Manchmal beim Starten des Motors, manchmal auch während der Fahrt. Ich hab’s mehrfach mit Reparatur versucht, aber jedes Mal hiess es: Alles funktioniert bestens – und das stimmte auch, bloss leider nur so lange, bis das Gerät wieder im Auto war. Dann war ich wieder gleich weit wie vorher. Vielleicht eine Art Wackel-Kontakt (mein Auto war schon damals fast 20 Jahre alt …).

So fahre ich also eines schönen Tages dem Rhein-Ufer entlang – und es war im wahrsten Sinne des Wortes ein sonnig-schöner Tag. Wer das völlig überlastete Schweizer Strassen-Netz kennt, weiss, dass es immer weniger Strecken gibt, wo man nicht irgendwie im Weg steht („Sie stehen nicht im Stau – Sie sind der Stau“). Ich also unterwegs auf einer netten Landstrasse mit wenig Verkehr, schon einige Tage ohne Sound – und plötzlich setzt das Radio ein beim Kombi-Player (ich benutze das Radio sonst nicht). Und ich höre zum ersten Mal „Viva la Vida“ – ein Knaller, Welten besser als das meiste sonstige Coldplay-Gesäusel (sorry …). Aber damit nicht genug: In diesem Moment kommt mir auf der anderen Strassenseite eine grosse Gruppe Oldtimer entgegen, einer nach dem anderen, einer schöner als der andere – ein Classic-Cars-Club auf einer kleinen Ausfahrt. Und genau in dem Moment, als das Lied zu Ende war, fuhr auch der letzte Oldtimer auf der anderen Strassenseite durch. Seither weiss ich, wie Glück aussieht und wie es sich anhört …

Viva La Vida – Coldplay
https://www.youtube.com/watch?v=dvgZkm1xWPE


8. SOME BETTER DAY

Jeder von uns braucht ein paar tröstliche Songs für schwere Zeiten. Und jede von uns braucht die Aussicht auf bessere Tage …

„Some Better Day“ ist ein Song über schreckliche Dinge, die geschehen im Leben – und die man nicht verhindern kann. Es ist ein Lied über das, was an uns verbrochen wurde – und auch über das, was wir selber anderen angetan haben. Aber alles im Leben hat bekanntlich zwei Seiten. Und schon Rilke – und viele andere – lehrten uns, dass das Schöne nur des Schrecklichen Anfang ist (und genauso auch umgekehrt …). Und dass es Dinge gibt, die niemand von uns ändern oder umgehen kann – nur aushalten. Und aushalten ist manchmal schon sehr viel …

Und gerade im Schmerz, in der Trauer und Wut kann Musik eine ungemein tröstliche Kraft entfalten. Songs können auch das ausdrücken, wofür Worte niemals ausreichen werden. Sie können uns begleiten & helfen auf unserem Weg durch den Schmerz hindurch – den wir vielleicht sogar einmal rückblickend, sehr viel später, als sogenannte „Erlösungs-Geschichte“ interpretieren werden. Erlösungs-Geschichte nicht im religiösen, sondern im psychologischen Sinne. Auf diese Weise machen wir unser Leben verständlicher und vor allem erträglicher. Psychologen sprechen vom „Motiv der Erlösung“ bzw. einer Erlösungs-Geschichte, wenn sich etwas ursprünglich Schlechtes, Schlimmes, Schmerzliches rückblickend zum Guten gewandelt hat. Mit Hilfe der Zeit, mit Hilfe neuer Erkenntnisse, mit Hilfe eines persönlichen Lern- & Reife-Prozesses. Die Welt ist voll von solchen Geschichten – und auch unser eigenes Leben ist voll von solchen Geschichten. „Turn your wounds into wisdom”, verwandle deine Wunden in Weisheit, wie ein altes amerikanisches Sprichwort sagt. Viel anderes bleibt uns auch gar nicht übrig. Und auf diesem Weg hat schon so mancher Song mehr als nur ein bisschen geholfen …

Some Better Day – I Am Kloot
https://www.youtube.com/watch?v=uJET0Rf_fQo


9. I HOPE YOU DANCE

„I Hope You Dance …“ Was für ein schönes Lied. Und was für ein schönes Lebens-Motto – im eigentlichen und noch viel mehr im übertragenen Sinne …

I hope you never lose your sense of wonder / You get your fill to eat but always keep that hunger / May you never take one single breath for granted / God forbid love ever leave you empty handed / I hope you still feel small when you stand beside the ocean / Whenever one door closes I hope one more opens / Promise me that you'll give faith a fighting chance / And when you get the choice to sit it out or dance / I hope you dance ... / I hope you dance ... / I hope you never fear those mountains in the distance / Never settle for the path of least resistance / Livin' might mean takin' chances, but they're worth takin' / Lovin' might be a mistake, but it's worth makin' / Don't let some hell bent heart leave you bitter / When you come close to sellin' out reconsider / Give the heavens above more than just a passing glance / And when you get the choice to sit it out or dance / I hope you dance ... I hope you dance / I hope you dance / I hope you dance / I hope you still feel small when you stand beside the ocean / Whenever one door closes I hope one more opens / Promise me that you'll give faith a fighting chance / And when you get the choice to sit it out or dance / Dance ... / I hope you dance / I hope you dance ... / I hope you dance / I hope you dance / I hope you dance …

Ich war vor einigen Jahren dabei, als bei diesem Lied ein Heirats-Antrag gemacht wurde. Von Musiker Kuba Kawnik an Sängerin Rebecca Lowe. Kein schlechtes Omen, würde ich sagen … Rebecca selber singt dieses Lied übrigens auch ganz zauberhaft! Möge es nicht nur ein Song, sondern das Leben der beiden sein …

I Hope You Dance – Lee Ann Womack
https://www.youtube.com/watch?v=RV-Z1YwaOiw


10. SO MUCH MAGNIFICENCE

Im erwähnten Lied „In My Mind“ singt Amanda Palmer, sie müsse sich noch irgendwann einmal eine Tätowierung mit dem Schriftzug „I’m living in the moment“ zulegen – sinnbildlich wohl auch für all die vielen Menschen, die mehr oder weniger erfolgreich versuchen, verstärkt im Moment zu leben.

Es ist ja nicht so, dass wir nicht wüssten, dass die Präsenz den Dreh- & Angelpunkt unserer Existenz darstellt. Wir haben die frohe Botschaft vom „Leben im Hier & Jetzt“ und vom „Geniessen des Augenblicks“ schon so oft um die Ohren geschleudert gekriegt, dass sich längst Ermüdungs-Erscheinungen bemerkbar machen. Nicht schon wieder, nicht jetzt, wir wissen es ja – aber wir haben gerade viel Wichtiges & Dringliches zu erledigen. Wir sind selten ganz entspannt im Hier & Jetzt – und sehr viel häufiger ziemlich verspannt im Wenn & Aber … Nehmt den Herren von der Zeit-Sparkasse die grauen Zigarren weg, forderte Schriftsteller Michael Ende so wunderbar. Weg vom „Keine-Zeit-Modus“, rein in den „Meine-Zeit-Modus“! Ein guter Anfang sind sicherlich gelegentliche Pausen zum Auftanken draussen in der Natur – so simpel & abgedroschen das auch klingen mag. Hirn „auslüften“, Pendenzen kurz ruhen lassen, Denken runterfahren und versuchen, ein bisschen Präsenz zu spüren. Die Tiefen-Dimension der Gegenwart, die immer da ist, wenn wir zur Ruhe kommen und Denken & Fühlen (letztlich zwei Seiten der gleichen Medaille) sozusagen „zuklappen“ …

Auf die Schnelle hilft erst einmal dieser schöne, entspannende, fast schon meditative Song:

So Much Magnificence – Miten & Deva Premal
https://www.youtube.com/watch?v=jgN8bpLwlHE

Musik ist ein guter Begleiter – überallhin. Zum Beispiel direkt in die Präsenz!
Und in den Frühling! Und durch den Frühling. Durch ein ganzes Leben …

Abschliessend nochmals Schriftsteller Nick Hornby: „Ab und zu nehme ich mir etwas Musik fürs Auto auf, mit den ganzen neuen Stücken, die mir in den letzten Monaten gefallen haben. Und jedes Mal, wenn ich meine Auswahl fertig habe, kann ich mir kaum vorstellen, dass noch eine weitere dazukommt. Aber es kommt immer eine dazu; und ich kann die nächste kaum abwarten. Noch ein paar hundert mehr von der Sorte, und das Leben ist lebenswert!“

In diesem Sinne: Let the music play!



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